Ja, was denn nun?

Veränderungen in der Verlagslandschaft sind Thema bei der Leipziger Buchmesse. Der Stoff eignet sich hervorragend zum Streiten - was immer ein Zeichen dafür ist, dass sich lebendige Umbrüche abzeichnen.

Eine Befragung von 80 Autoren und 30 Verlagen will herausgefunden haben, dass Autoren weiter ohne jedes Wenn und Aber auf Verlage setzen. Leider wird nicht verraten, wie man die Befragten aufschlüsselte. So viel Idyll um beste persönliche Betreuung und rührige Pressestellen wie bei diesem Ergebnis dürfte so manche gestandene Autoren ein wenig wundern. Zumal sich das Deutschlandradio unlängst nicht umsonst über die Schlamperei vieler Verlage beim Korrektorat aufgeregt hat.

Genau umgekehrt sieht es im Buchreport aus mit seinem Bericht zu einer Diskussionsrunde in Sachen Self Publishing und Verlagsveränderungen. Da fielen solche Worte:
"Einige Verleger geben offen zu, ihre Autoren bisher schlecht behandelt zu haben, berichtet Heinold: „Verlage haben Autoren jahrelang aus ihrer Monopolsituation als Gatekeeper heraus ausgenutzt.“ Besonders gefährlich ist es aus seiner Sicht, dass viele Verlage ihr Lektorat outsourcen und damit einräumen, dass die qualitative Bearbeitung für sie keine Kernaktivität darstellt."
Bleibt zu hoffen, dass die größere Freiheit der Autoren und eine größere Bandbreite an Alternativangeboten tatsächlich die Situation von AutorInnen in denjenigen Verlagen verbessert, die inzwischen mit den traditionellen Kernkompetenzen eher geizen. Als da wären: Autorenentwicklung, echtes Lektorat, mehrfaches Korrektorat, Werbung und Pressearbeit für alle.

Das zumindest lässt die Diskussion vermuten: Autoren haben es heute leichter, Nein zu sagen. Zu verlieren haben sie ohnehin nichts mehr, denn sie werden immer ärmer. Aus der Position neuer Möglichkeiten heraus stehen sie in besserer Verhandlungsposition und können vom Bittsteller zum gleichberechtigten Partner werden. Das führt vielleicht zur Rückbesinnung auf die alten Werte, als Autoren und Verlage noch ein Tandem bildeten, dem ein Buch wichtiger war als die Tageslosung von McKinsey.

2 Kommentare:

  1. Da kann ich nur auf einen Bericht im Buchreport hinweisen, es geht zwar um unzufriedene französische Autoren, aber es wird in Deutschland nicht anders aussehen:
    http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2012/03/13/wir-kommen-um-uns-zu-beschweren.htm

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  2. Autoren in Deutschland beschweren sich aber doch nicht, lieber Jan ;-)

    Ich kann als Übersetzerin bestätigen, dass inzwischen auch in französischen Edelverlagen ein Lektorat kaum noch stattfindet. Unglaublich, was für Texte da auf meinem Tisch landen, aus Verlagen, nach denen ich mir die Finger lecken würde, wäre ich Französin. Kommen die "Copy&Paste" und Easy-Going-Bücher hinzu, sprich, in Frankreich steigt der Anteil am Auftragsschreiben massiv, dafür werden freie Titel eingespart.

    Übrigens kenne ich keinen Kollegen, keine Kollegin, die einen Vorschuss kassieren - wenn ich von so etwas erzähle, schauen sie mich ungläubig an. Wenn ich das deutschen KollegInnen erzähle ernte ich allerdings auch immer häufiger Unglauben ...

    Aber das Self Publishing wird den Verlagen nicht wirklich weh tun. Die investieren doch längst in diese neue Klientel. Irgendwann müssen sie nur noch den Rahm abschöpfen - bei Autoren, die sich selbst groß gemacht haben ...

    In Frankreich sieht das alles etwas anders aus, da gehört es schon immer zur Tradition in der Literatur und ist jetzt einfach noch billiger und zugänglicher. Diese Diskussion, ob es schmuddelig sei oder einem nicht anstünde, gibt es hier nicht. Außerdem sind die Schriftsteller viel politischer.

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