Phoenix aus der Asche

Eben habe ich bei Christa S. Lotz vom Gefühl gelesen, wenn ein Projekt vorerst nicht zustande kommt. Es hat mich richtig geschüttelt, denn dieses Gefühl kenne ich nur zu gut! Beim letzten Mal, als mir das passierte, ganz kürzlich nämlich, war ich regelrecht erschüttert von mir selbst, weil mir das ach so schöne Schreiben alleine eben nicht reicht - weil ich veröffentlichen will. Man wird dann sehr verletzlich. Da ist es fast wohltuend, wenn äußere Gründe wie Finanzen oder Programmveränderungen oder Ähnliches als Begründung dienen. Was Christa S. Lotz im Dialog mit dem Schreibteufelchen wiedergibt, geht allerdings an die Substanz, weil hier die Autorin herhalten soll. Wieder so ein Fall für den Hornhautmantel, den man stricken sollte, bevor man sich diesem perversen Beruf verschreibt.

Schlimm ist, dass man, solange man einigermaßen bei Vernunft ist, die Schuld sowieso zuerst bei sich selbst sucht. Die lieben KollegInnen, die dann irgendwo vollmundig erklären, wer gut genug sei oder das Handwerk beherrsche, komme auch an, sorgen zusätzlich für Schläge unter die Gürtellinie. War das Manuskript vielleicht doch das Letzte? Hat man sich verrannt?
 Beim ersten Mal und ohne Erfahrung kann das durchaus sein. Sogar mit großer Wahrscheinlichkeit. Das Gefühl fürs Passende muss man sich erst erwerben.

Hat man jedoch schon einige Veröffentlichungen hinter sich, dann sind die Gründe meist woanders zu suchen. Im Laufe der Jahre habe ich drei Dinge gelernt:
  1. Es ist inzwischen treffsicherer, beim Roulette zu gewinnen, als mit einem Projekt sofort bei einem Verlag zu landen.
  2. Es lohnt sich, trotz mehrfacher Absagen (die übrigens auch bei etablierten Autoren mit Agenturen dazugehören) beharrlich darauf hinzuarbeiten, irgendwann den wirklich passenden Partner zu finden.
  3. An der Wirkung der Absage kann man messen, wie wichtig einem ein Projekt wirklich ist. Ist man überzeugt davon, gibt man sich volle Kanne den Autorenblues und macht nach der Rekonvaleszenz erst recht weiter.
Ich weiß nicht, ob das tröstet: Jedes, wirklich jedes meiner veröffentlichten Bücher hat neben dem Vertrag mindestens (!) eine Absage von einem anderen Verlag produziert. Die Bücher, die bei mir am besten laufen, haben die hämischsten, ja manchmal sogar unverschämtesten Absagen hinter sich. Es gab Absagen, die ich regelrecht gefeiert habe, nach dem Motto: Wie gut, dass du mein Manuskript nicht in die Finger bekommen hast! Und manchmal war einfach die Zeit noch nicht reif dafür - und Jahre später entwickelt man ein uraltes Schubladenprojekt mit einem Verlag zu etwas Neuem.

Ich glaube nicht, dass wirklich gute Projekte, für die man realistische Einschätzungen hat, dass etwas daraus zu machen wäre, untergehen müssen. Aber die Verlagssuche gestaltet sich oft wie ein Speed-Dating. Da gibt es Tage, wo man sich fragt, wo all die beziehungsfähigen Typen eigentlich abgeblieben sind... Wie im echten Leben finden sich die Richtigen immer genau dann, wenn man das Blind Date schon gar nicht mehr sucht.

(Passend dazu gibt's im "cronenburg-Fernsehen" die Umsetzung von Strawinskys "Feuervogel" - Phoenix lässt grüßen - durch Walt Disney. Das waren beides Männer, die für ihre Kunst mit dem Kopf durch die Wand gingen).

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