Rasante Dialoge

Dialogschule am lebenden Objekt:
Es wird zu wenig getan für die Alten. Wirklich? Frank Schirrmacher hätte seine helle Freude an einer deutschen Krimiserie, deren Drehbuchautoren es fertigbringen, einen Ermittler kurz vor der Rente mit seinem Team so klingen zu lassen wie die Laienspielgruppe eines Demenzaltenheims. Und damit es auch jeder merkt, dass es in diesen Folgen gemächlicher zugeht als im echten Polizeileben, heißt die Serie folgerichtig "Der Alte".

Ich möchte hier einige wiederkehrende Dialogfetzen zitieren, mit denen man bausteinartig jeden beliebigen Krimi für jenen entschleunigten Vorabend basteln kann. Do it yourself!

"Ich geh dann mal." (Kommissar geht aus Bild)

"Also, in einer Stunde im Präsidium" (Überleitung für Schnitt auf Präsidium, eine Stunde später)

"Ich hab mir solche Sorgen gemacht." (Idealer Satz, weil man ihn dem Mörder, dem Opfer oder dem Kommissar in den Mund legen kann und er die Mimik erklärt)

"Wir kommen sofort" (Das muss man bei dieser Altersrasanz wirklich betonen!)

"Wann krieg ich den Obduktionsbericht?" (Darüber kann nicht mal der Pathologe mehr lachen).

"Ach ja, ich hab zwei Zeugen." (Diese Beiläufigkeit des Unerwarteten! Diese in Stein gehauene Überraschung! Diese Steigerung... gleich zwei! All die Worte zwischen den Zeilen... hören wir da nicht eine Anfrage um Gehaltserhöhung?)

"Heute noch?" - "Wenn's geht, ja" (Hier macht der Ältere dem Jüngeren Beine! Das ist Zukunft, das sind die grauen Panther mit Biß, zupackend, zielgerichtet, effektiv.)

"Nehmt ihr euch den heute noch vor?" (Aaaahh... diese fast nicht auszuhaltende innere Spannung zwischen der Radikalität des Vornehmens und der Relativität des Heute!)

"Na klar, wenn wir ihn kriegen?" (Suspense pur... die Steigerung der vorherigen Spannung... Wunschdenken trifft auf Zuschauererwartung und reibt sich am Alltag, nicht auszuhalten mit schwachen Nerven!)

"Aha, und warum?" (Mein Lieblingssatz. Allround. Griffig. Philosophisch.)

Aha, und warum darf der arme Alte nicht endlich in Rente gehen?

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